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Beitrag in der Rhein-Zeitung vom 31.03.2016:
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Pferde und Hunde stärken Körper und Seele

Gesundheit Julia Esper und Anne Kramer stellten in Urmersbach Therapien mit Hilfe von Tieren vor

Von unserer Mitarbeiterin Brigitte Meier

Urmersbach. Der Kaisersescher Verein „Familie sein – Familie bleiben“ unterstützt Familien mit beeinträchtigen Kindern, wenn diese eine Erfolg versprechende Therapie machen möchten, die nicht von den Krankenkassen bezahlt wird. Nach Auskunft der Vorsitzenden Margret Thielen-de Rocco hat der Verein im vergangenen Jahr rund 6500 Euro allein fürs therapeutische Reiten ausgegeben. Auf Einladung des Vereins stellten zwei Expertinnen beim monatlichen Treffen betroffener Eltern im Gasthaus Schmitz in Urmersbach die Hippotherapie und die tiergestützte Intervention vor.

Julia Esper, Physiotherapeutin mit Zusatzausbildung Hippotherapie, bietet ihre Arbeit auf dem Greimersburger Pferdehof von Anne Kramer an, die ihrerseits Lehrerin und Fachkraft für tiergestützte Intervention ist. Das gemeinsame Therapieangebot nennen die jungen Frauen „Mensch mit Tier“. Margret Thielen-de Rocco begrüßte die Therapeutinnen in der Runde: „Wir freuen uns, dass es in der Nähe ein Therapieangebot gibt, dass sowohl für das körperliche als auch für das seelische Wohlbefinden der Kinder gut ist.“ Genau das ist auch der Grund, warum sie sich zusammengetan haben, erklären Julia Esper und Anne Kramer.

Hippotherapie ist eine ergänzende physiotherapeutische Einzelbehandlung mit und auf dem Pferd. Sie zählt zum Fachbereich „therapeutisches Reiten“, unterscheidet sich aber von diesem durch eine genauere Vorgehensweise mit Indikation, Befund und Zielsetzung, erklärt Julia Esper: „Indikationen für die Hippotherapie sind Schädigungen des zentralen Nervensystems, neurophysiologische Bewegungsstörungen, Schädigungen und Störungen des Stütz- und Bewegungsapparats.“

Die Bewegungen des Pferderückens sind mit dem menschlichen Gangbild fast identisch, sagt sie. Diese Bewegungen übertragen sich auf das Becken des Reiters, und so macht sich die Therapeutin diese Impulse auf verschiedenen Ebenen zunutze. Zwar verbessert die Hippotherapie körperliche Funktionen, doch wird die Methode meist gar nicht als Therapie empfunden. Insbesondere therapiemüde Kinder genießen die Interaktion mit dem Pferd, was wiederum positive Gefühle auslöst. Für die Therapiestunden, am besten ein- bis dreimal wöchentlich für jeweils 30 Minuten, ist immer ein Dreierteam im Einsatz: Pferd, Therapeut und ein erfahrener Pferdeführer. Dieser führt das Tier im Schritttempo am langen Zügel, während der Therapeut den nahen Kontakt zum Patienten wahrt.

Tiergestützte Intervention nutzt die sozialen, emotionalen, physischen und psychischen Effekte der Interaktion mit Tieren, informiert Anne Kramer. Ziel sei es, das allgemeine körperliche und seelische Wohlbefinden zu fördern. Oder bestimmte Fähigkeiten zu erlernen beziehungsweise zu stärken. Die Therapie richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die etwa unter Angst, Stress oder Traurigkeit leiden, die Konzentrationsschwierigkeiten haben oder die ihr Selbstbewusstsein aufbauen und stärken möchten.

Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass bei Menschen, die nahen Kontakt zu Tieren haben, bindungsfördernde Hormone ausgeschüttet werden, berichtet Anne Kramer. Außerdem erleben stressgeplagte, unsichere oder sehr ängstliche Menschen in der Nähe von Tieren erholsame Entspannung. Das hat verschiedene Ursachen, unter anderem, weil sie einem Tier nichts erklären müssen, weil es diesem egal ist, ob Menschen sich korrekt oder falsch ausdrücken. Tiere reagieren vielmehr auf die Körpersprache und die Modulation der menschlichen Stimme.

Pferde, Hunde, Katzen und andere Vierbeiner haben auch keine Vorurteile gegen Äußerlichkeiten, Berufe oder Lebensweisen. Menschen müssen nichts vormachen und brauchen sich nicht zu verstellen. Tiere spiegeln jedoch das wider, was Menschen wirklich empfinden und ausstrahlen. Vierbeiner reagieren unmittelbar auf menschliche Handlungen.

Anne Kramer erklärt: „Beobachtungen und positive Erfahrungen, die wir im Tierkontakt machen, lassen sich auf unseren Umgang mit anderen Menschen übertragen.“ Ihre tierischen Mitarbeiter bei der Therapie sind Pferde, Hunde und Meerschweinchen. Sowohl sie als auch ihre Kollegin betonen, dass sie den Tieren nach den Therapien ausreichend lange Erholungs- und Entspannungsphasen zubilligen. Denn: „Sie nehmen die körperlichen und seelischen Probleme der Patienten auf.“

Die Besucher des Elterntreffs hören aufmerksam zu. Einige haben bei ihren Kindern bereits positive Erfahrungen mit Hippotherapie und tiergestützter Intervention gemacht, andere sind neugierig geworden und melden sich zu einem Besuch bei „Mensch mit Tier“ an. Margret Thielen-de Rocco kündigte zudem an, dass die Besucher des Sommerfestes, das der Vereins „Familie sein – Familie bleiben“ auf dem Greimersburger Hof voraussichtlich am Samstag, 25. Juni, ausrichten wird, noch mehr über die Therapien erfahren können.
RZ Kreis Cochem-Zell vom Donnerstag, 31. März 2016